Motorrad: Grüne fordern Lärmsperren wie in Tirol

Der Beschluss der Tiroler Regierung im Sommer 2020 hat sowohl für Zuspruch als auch für Empörung gesorgt. Ein gleicher Antrag für Deutschland liegt bereits vor.
Von Fabian Rossbach
Veröffentlicht am 01 März 2021, 10:40 Uhr

 

Im Sommer 2020 hat Tirol bestimmte Strecken für Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 95 Dezibel gesperrt. Der Grund dafür waren zahlreiche Beschwerden von Anwohnern und auch anderen Verkehrsteilnehmern über Motorradlärm. Diese Maßnahme hat sowohl für Zuspruch als auch Empörung weit über die Landesgrenzen hinaus gesorgt.

Sperrung bestimmter Strecken für die meisten Motorräder

Eine nicht unwesentliche Anzahl an Motorrädern wäre von einer solchen Geräuschgrenze betroffen

Obwohl dieser Vorstoß in Österreich als Pilotprojekt deklariert war, das bereits im Oktober 2020 beendet wurde und seitdem ausgewertet wird, hat die Bundestagsfraktion der Grünen in einem Beschlussantrag vom 26.10.2020 dazu aufgefordert, das gleiche Modell nun auch in Deutschland umzusetzen. Die Ergebnisse der Auswertung aus Tirol wolle man dazu nicht abwarten.


Wie im Tiroler Modell sollen nun auch in Deutschland Streckenabschnitte "schwerstbetroffener" Orte "zunächst" für Motorräder mit einem Standgeräusch größer 95 Dezibel gesperrt werden. Das unscheinbare Wort "zunächst" sorgt hier aber für reichlich Brisanz, da es impliziert, dass die Geräuschgrenze bei ausbleibendem Erfolg des Versuches noch weiter abgesenkt wird. Dies wurde von den Grünen auch bereits bestätigt: Wenn nach drei Monaten der Testphase keine deutliche Lärmreduzierung festzustellen ist, soll der Wert sukzessive weiter abgesenkt werden. Eine Definition des Zielwertes der "deutlichen Lärmreduzierung" wurde jedoch nicht gegeben und so entscheidet wohl die subjektive Wahrnehmung der Grünen über Erfolg oder Misserfolg der Maßnahme. Es besteht somit das Risiko, dass immer mehr Motorräder, selbst mit serienmäßigen und legal zugelassenen Abgassystemen, für bestimmte Streckenabschnitte gesperrt werden.

Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Motorräder

Auch Tagesausflüge an Sonn- und Feiertagen könnten für manche Motorradfahrer bald der Vergangenheit angehören

Von den Grünen ebenfalls befürwortet wird die Forderung des Bundesrates aus dem Frühjahr 2020, nach der ein Sonntags- und Feiertagsfahrverbot für Motorräder verhängt werden soll. Touren, wie die beliebten Himmelfahrtsausfahrten, wären somit bundesweit tabu. Wenngleich die Besitzer und Fahrer von Motorrädern direkt betroffen sind und sich, zugegebenermaßen, angegriffen und in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen, so sollen die Maßnahmen primär Druck auf die Hersteller ausüben, zukünftig leisere Modelle / Motorrad Auspuffe herzustellen. Das endgültige Ziel soll sein, dass Motorräder 80 Dezibel in keinem Fahrzustand mehr überschreiten. Wenn man bedenkt, dass eine Absenkung um 10 Dezibel eine Halbierung des Geräuschpegels bedeutet, so wird schnell klar, dass dieses Ziel noch sehr weit entfernt liegt und wohl einen kompletten Wandel der Geräuschkulisse von Motorrädern voraussetzen wird.

Die Forderung der Bundestagsfraktion der Grünen nach dem Tiroler Modell als auch die Sonn- und Feiertagsfahrverbote stoßen hier, ähnlich wie in Österreich, auf konträre Haltungen. Während sich viele Anwohner gerne weniger Motorenlärm wünschen, fürchten Motorradfahrer um ihr Hobby. Hinzu kommt, dass viele von der Geräuschgrenze Betroffene sich zu unrecht behandelt fühlen. Bei angemessener Geschwindigkeit und ohne starkes Beschleunigen liegen die Fahrgeräusche häufig deutlich unterhalb des Standgeräusches. Leider gibt aber schwarze Schafe, die durch nicht zugelassene Auspuffsysteme und starkes Beschleunigen innerhalb geschlossener Ortschaften die Anwohner unnötig provozieren und diese tatsächlich mit starkem Motorenlärm belästigen. Die Konsequenzen davon haben letztlich jedoch leider alle Motorradfahrer zu tragen - auch die, die sich stets vorschriftsmäßig verhalten.

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