Harley-Davidson verliert Sonderstatus im Zollrecht

Was es genau damit auf sich hat und was sich für Harley-Davidson sowie dem Verkauf in Deutschland ändert, erfährst du in diesem Beitrag.
Von Fabian Rossbach
Veröffentlicht am 29 Oktober 2021, 07:00 Uhr

 

Mitte April hat die Europäische Union eine Sondergenehmigung aufgekündigt, von der Harley Davidson bislang profitierte. Diese erlaubte, dass die US-Kultmarke von Strafzöllen befreit blieb und Motorräder zum niedrigen Zollsatz von sechs Prozent in die EU einführen konnte.

Was genau passiert ist

Konkret wurde die „Binding Origin Information“ (BOI) entzogen. Dieser EU-weit rechtsverbindliche Herkunftsnachweis für gehandelte Produkte dient als Grundlage für die Berechnung der Einfuhrzölle. Die BOI hatte es Harley Davidson ermöglicht, Motorräder und Produkte, die nicht in den USA hergestellt wurden, für die erwähnten sechs Prozent Zoll einzuführen.

Ohne BOI behandelt die EU alle Produkte als „Made in USA“, selbst wenn ein Motorrad außerhalb der USA hergestellt wurde. Auf Motorräder „Made in USA“ erhebt die EU einen Strafzoll von 25 Prozent. Harley Davidson hat neben drei Produktionsstätten in den USA Werke in Brasilien, Indien und Thailand. Damit gilt seit April der Einfuhrzoll von 31 Prozent, bestehend aus 6 Prozent Regel-Zoll und 25 Prozent Strafzoll. Genauso davon betroffen ist die Marke Indian Motorcycles.

Da sollten dann weitere 25 Prozent zusätzlicher Strafzoll drauf gepackt werden, was einen Gesamt-Einfuhrzoll von 56 Prozent auf alle Motorräder der Zweiradschmiede aus Milwaukee bedeutet. Theoretisch! Vorerst sorgt eine Art Friedensabkommen zwischen den USA und Europa für den Aufschub des Aufschlags.

Streit als Auslöser für Strafzölle

Auslöser der gegenseitigen Strafzölle, mit denen sich die USA und die EU belegen, ist ein 17 Jahre alter Streit um Subventionen für die Flugzeugkonzerne Airbus und Boeing. Die USA und die EU werfen sich gegenseitig vor, mit Subventionen für „ihre“ Flugzeugbauer den Wettbewerb zu beeinflussen.

Nicht nur Harley-Davidson war von Strafzöllen betroffen

Im Jahr 2019 entschied die Welthandelsorganisation (WTO), dass die EU ihre Subventionen für Airbus abbauen müsse. Das geschah nicht und die USA erließen unter Donald Trump Strafzölle auf diverse EU-Produkte. Auch solche, die nichts mit Flugzeugen zu tun haben. 2020 flog der Ball zurück übers Netz, als die USA ebenfalls die Forderung der WTO ignorierte, ihre Subventionen für Boeing abzubauen. Dieses Strafzoll-Pingpong macht in den USA Weine aus Frankreich teurer und in der EU Schnaps aus den Staaten. Jeans aus den USA, Autos aus der EU, die Strafzölle wurden kreativ festgesetzt.

Die wirtschaftliche Friedenspfeife

Doch bevor der Zoll mit vollen 56 Prozent zu- und Harley Davidson die Preise aufschlagen konnte, kam es im Juni zu der vorläufigen Einigung zwischen der EU und den USA. Man rauchte eine wirtschaftliche Friedenspfeife und setzte zusätzliche Strafzölle für fünf Jahre aus. Der neue US-Präsident Joe Biden beendete die Krawallpolitik seines Vorgängers Trump, die dieser mit Strafzöllen gewürzt hatte.

Ohne diese Einigung hätte seit Juni der Strafzoll in voller Höhe von 56 Prozent gegriffen. So bleibt es derzeit bei 31 Prozent. Sowohl der Verband der europäischen Motorradhersteller als auch dessen Gegenstück in den USA, die United States Motorcycle Manufacturers Association, fordern die Abschaffung aller Strafzölle auf Motorräder. Zudem geht Harley Davidson gerichtlich gegen die Strafzölle vor und verlangt, mit europäischen und internationalen Herstellern gleichgestellt zu werden. Der Konzern argumentiert, dass diese Motorradbauer bei der Lieferung in die USA nur mit Zöllen zwischen 1,2 und 2,4 Prozent belegt werden.

Wo wurde meine Harley gebaut?

Du fährst eine Harley Davidson und willst wissen, in welchem Werk dein Motorrad gebaut worden ist? Das erkennst du anhand der Codierung der Fahrgestellnummer. Dort steht:

„1 HD“ für Motorräder, die in den USA gebaut wurden
„5 HD“ für Motorräder, die in den USA für den ausländischen Markt gebaut wurden
„932“ für Motorräder, die in Brasilien gebaut wurden
„MEG“ für Motorräder, die in Indien gebaut wurden
„MLY“ für Motorräder, die in Thailand gebaut wurden

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